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Die 1989 gegründete INTEX EDV-Software GmbH entwickelt, vertreibt und implementiert maßgeschneiderte ERP- und PLM-Lösungen für die Textilindustrie bzw. Modebranche. Die integrierten Lösungen verbinden alle notwendigen ERP-, PLM- und SCM-Prozesse miteinander, besitzen moderne Omnichannel-Kommunikationsstrukturen und sind für nahezu alle Businessarten der Fashion-Branche geeignet. Über ein fundiertes Fachwissen verfügt CTO Dennis Weber, mit dem wir das Interview im Rahmen einer Kommunikations-Initiative der Pranke GmbH führen durften.
Die Fragen stellte Mathias Guthmann.

 

Herr Weber, ich freue mich sehr, dass Sie sich bereit erklären, dieses Interview mit uns zu führen.
Die Idee dazu kommt von der Geschäftsleitung. In Zeiten wo die Diskussion sehr aufgeheizt ist, wollen wir einen ruhigen aber lebendigen Dialog mit unseren Partnern führen, deswegen diese Initiative. Vieles läuft ja gar nicht so schlecht, wie es teilweise dargestellt wird.

Auch wir stellen das fest. Oft wird aber auf hohem Niveau gemeckert.

Sie sind schon lange im Bereich EDI/Digitalisierung tätig, wir schätzen Sie seit vielen Jahren als Softwarepartner.

Haben Sie einen persönlichen Bezug zur Textilbranche oder könnten Sie sich Ihre Arbeit auch in einem anderen Bereich vorstellen?

Ich habe tatsächlich eine familiäre Bindung zur Textilbranche. Die erste Version der INTEX-Software ist im großelterlichen Betrieb entstanden. Wir hatten einen klassischen HAKA Betrieb (Herren/Knabenmode).
Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich als „Stöpsel“ durch den Betrieb gelaufen bin und mit allem gespielt habe, was nicht niet- und nagelfest war.
In der Logistik hing damals schon so ein Sorter, wo man dann per Knopfdruck den Abwurf-Ort für die Hängeware bestimmen konnte.
Gemeinsam mit meinem Cousin habe ich damals die Leute von der Arbeit abgehalten.
Die Software war so gut, dass man sie der Allgemeinheit zugänglich gemacht hat, eine Mehrfachnutzung hat sich angeboten.

Mein Vater hat dann die Firma gegründet und ich selbst bin vor nicht ganz 14 Jahren bei INTEX eingestiegen.
Ich sehe momentan keinen Grund etwas zu ändern.

Das hoffen auch wir. Sie haben sich also schon in der Kindheit und Jugend praktisch mit der Textilbranche befasst.
Würden Sie uns Ihren größten Erfolg in kurzen Worten beschreiben?

Da habe ich länger drüber nachgedacht. Familiär reden wir darüber, wenn meine Kinder alle volljährig sind und hoffentlich einen Beruf finden, der sie ausfüllt.
Dann schauen wir, ob ich mich auch am Erfolg beteiligt sehe, oder ob sie das selbst geschafft haben.
Beruflich ist natürlich die Neuentwicklung von Fusion aus eigener Kraft als Upgrade zur Professional Version – der Vorgängerversion- für das Unternehmen eine Herausforderung gewesen.
Wir mussten viele Entscheidungen treffen, ich würde behaupten, der Großteil davon wurde richtig getroffen!

Ja, so ein Roll-out ist mit Risiken und Kosten verbunden, man ist froh, wenn man das erfolgreich über die Bühne bekommt.
Wie stellen Sie sich die Zukunft der Branche vor, insbesondere im Hinblick auf Lieferketten und die Digitalisierung?

Spannend. Da wird sehr viel passieren müssen. Der Weg ist lang und die vom Gesetzgeber gesetzte Zeitspanne sehr kurz.
Wenn man die Textilbranche betrachtet, stellt man fest, dass der Großteil der Unternehmen es noch nicht geschafft hat ihr Supply-Chain-Management digital umzusetzen.
In dieser Situation über die Digitalisierung nachzudenken, ist ein sehr großer Schritt.
Viele Lieferbetriebe sind entsprechend klein. Ein Beispiel sind Nischenprodukte, stellen wir uns einfach einmal Lederprodukte mit verschiedenen Lederarten vor. Alles in Handarbeit hergestellt, in dritter Generation.
Da ist es bereits ein Fortschritt, wenn dort ein Notebook steht und die notwendigen Daten in digitaler Form verarbeitet werden.
Schon beim Supply-Chain-Management ist das eine Herausforderung. Ab sofort muss das für ein wesentlich größeres Datenportfolio erledigt werden.
Bei kleineren Betrieben funktioniert das für eine Marke noch gut, sobald es aber mehrere Marken sind, wird das schon schwieriger.

Wird alles zentral eingegeben? Gilt das für eine oder alle Marken? Muss sich der kleine Lieferant/Produzent auf alle verschiedenen ERP-Systeme seiner Kunden einstellen?

Das ist spannend, insbesondere die Frage, ob sich die Branche auf einen gemeinsamen Standard einigen wird.
Ich kenne das aus dem GTS-Projekt.

Andreas Schneider…

Ja. Und Daniel Gleichauf, mit dem hatte ich in letzter Zeit viel Kontakt.
Es gibt die Angst vor einer großen zentralen Plattform. Auf der anderen Seite bietet so eine Plattform natürlich auch Vorteile, es macht das Leben für alle Beteiligten leichter.
Man muss die Balance finden. Die EU verfolgt Nachhaltigkeitsziele.

Ein Schreckgespenst für die Branche.
Ich hoffe, dass man in ein paar Jahren in den Läden keine T-Shirts für fünf Euro mehr sehen wird.
Aus Nachhaltigkeitsaspekten macht es keinen Sinn, so etwas in den Handel zu bringen.

Die Branche muss sich dahingehend neu erfinden, dass sie nicht mehr den Stückzahlen hinterher läuft, sondern sich darauf fokussiert, die Margen zu optimieren.
Ich selbst bin sehr mathematisch orientiert.
Wenn ich drei T-Shirts für fünf Euro pro Stück verkaufe und jeweils 0,50€ Marge habe, oder ein T-Shirt für 15€ verkaufe und dann vielleicht idealerweise sogar zwei Euro Marge habe, sind mir die Stückzahlen unwichtig.
Ich verkaufe ein nachhaltigeres Produkt zum höheren Preis.
Das sieht man zum Beispiel an den Bioläden oder im Fair-Trade Bereich, es gibt einen Markt dafür!
Dort sind die Leute ja auch bereit, mehr Geld auszugeben. Die Branche wird den Weg aus der Preisdiskussion finden müssen.

Ich höre immer: „In dem Marken-Segment wo ich unterwegs bin, kann ich das für den Preis gar nicht anbieten“.
Die komplette Branche wird sich verändern müssen, im gesamten Preisgefüge wird sich das dann wieder finden.

Ein schwieriger Kampf, weil es immer noch viele Big Player im Fast Fashion Segment gibt, mit ganz anderen Interessen.

Ja. Das ist aber eine Frage des Bewusstseins. Der Slogan „Geiz ist geil“, der jahrelang von Mediamarkt verwendet wurde scheint gut funktioniert zu haben, ist aber nicht mehr zeitgemäß.

Zu Beginn der Globalisierung gab es ja auch die Vorstellung davon, dass auch die Näherin auf der anderen Seite des Globus ein wenig mehr verdient, hat nicht so gut geklappt.
Wie balancieren Sie Ihre Arbeit mit Familie und Hobbys? Sind Sie eher der Typ 24/7?

Mal besser, mal schlechter würde ich sagen. Im Grunde ist jeder Bereich wichtig und erfordert besondere Aufmerksamkeit.
Prioritäten ändern sich ständig, der Fokus ändert sich.
In bestimmten Phasen priorisiere ich die Arbeit, es gibt aber auch dann wieder Zeiten, die nehme ich mir für Familie und Hobbys. Ich bin aber flexibel, mir ist es egal, zu welcher Tages- oder Nachtzeit ich arbeite.

Welche Hobbys haben Sie denn?

Ich bin ein typischer Nerd, Computerspiele habe ich zwar abgelegt, Rollenspiele und Tabletop-Spiele interessieren mich aber immer noch sehr.
Kurz vor Beginn der Pandemie habe ich Lego wiederentdeckt. Da brauche ich niemand anderen dafür und ich kann gut abschalten.
Es ist gerade so viel geistiger Fokus nötig um an nichts anderes zu denken, ohne dabei anstrengend zu sein. Ich schalte da einfach ab.

Wir schätzen Ihre Flexibilität und Zuverlässigkeit. Was würden Sie über uns sagen? Nehmen Sie bitte kein Blatt vor den Mund!

Wir sind schon lange Partner, eine Partnerschaft, die auch nie zur Diskussion stand.
Über so eine lange Zeit kann es natürlich immer mal knirschen. Immer haben wir eine Lösung gefunden. Der Kontakt zu Daniel Gleichauf ist immer fachlich und tiefgründig, technisch versiert und konstruktiv.

Welche Innovation wird Ihrer Meinung nach in Zukunft Markt und Gespräch prägen?

Ein schwieriger Blick in die Kristallkugel.

… einige Interviewpartner haben ohne zu Zögern die KI genannt…

Ein Hype-Thema. Aber so weit bin ich da nicht entfernt.
Kürzlich war ich auf einer Messe und war vom Fortschritt der Automatisierung beeindruckt. Es war keine typische Textilmesse, eher im Automobilbereich. Ich betrachte die Robotik als Nebenprodukt der KI.

Ich denke, dass wir irgendwann soweit sind, mit KI und Robotik viel mehr im Textilbereich machen zu können.
Das wäre auch im Sinne der Nachhaltigkeit. Wo die Roboter stehen, ist  grundsätzlich egal.

Produktionsstätten nach Europa zurückholen…

Ich glaube Adidas hat seine Speedfactories zwar eingestampft, die Idee ist aber damit nicht begraben.
(Anm. d. Red.: Die Vernetzung modernster Informations- und Kommunikationstechnologien mit der industriellen Fertigung stellt einen immensen Fortschritt in der Sportartikelherstellung dar: Innovative Produkte, Dienste und Geschäftsmodelle können umgesetzt werden. Im Forschungsprojekt SPEEDFACTORY wird eine automatisierte Einzelstückfertigung entwickelt, in der Menschen und Roboter in einer gemeinsamen Arbeitsumgebung Sportartikel produzieren. Eine kostengünstige und flexible Herstellung in kürzester Zeit wird dadurch ermöglicht).

Das war ein erster Versuch in die Richtung. Ich glaube, das wird tatsächlich kommen.

Viele große Unternehmen werben mit nachhaltigen Angeboten: Bio-Baumwolle, langlebige Hemden, Secondhand. Sind das wichtige Schritte in Richtung nachhaltige Modebranche – oder ist das Greenwashing?

Von außen schwer zu beurteilen, bei welchen Firmen das Greenwashing ist und wo das echt gelebt wird.
Es gibt einige, bei denen ich behaupten würde, das ist Greenwashing, andere meinen das durchaus ernst.
In Summe, also für die komplette Branche würde ich behaupten: Das ist alles noch Greenwashing!
Ein Tropfen auf dem heißen Stein, wenn man das komplette Umsatzvolumen heranzieht.
Trotzdem, jeder muss klein anfangen. Selbst wenn es im Moment Greenwashing ist, die Thematik führt bei vielen Labels zu mehr Bewusstsein und folgerichtig zu mehr Nachhaltigkeit.

An der Stelle ist jeder Schritt wichtig. Auch in der Bevölkerung muss das Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass Geiz eben nicht geil ist!

Wie gehen Sie in leitender Position mit dem Fachkräftemangel um?

Wir verfolgen verschiedene Strategien. Gute Erfahrungen haben wir mit einer lokalen Agentur. Die kennen uns gut.
Man sucht nach fachlichen Skills, im Endeffekt muss das menschliche Miteinander passen. Wir arbeiten im Team, jeden Tag.
In den letzten Monaten haben wir uns an eine junge Agentur gewandt, die uns Leute aus den Social-Media-Kanälen geschickt hat, was erstaunlich gut funktioniert hat.

Was bedeutet Glück für Sie?

Schwierige Frage. Bei den meisten kommt da natürlich erst einmal die Gesundheit. Wenn man sich darüber Gedanken machen muss, wird alles nebensächlich.
Ein positives familiäres und sonstiges Umfeld ist wichtig, um glücklich zu sein.
Und natürlich muss die Arbeit Spaß machen, ich bin kein Verfechter des Satzes „das Leben ist kein Ponyhof“.
Die Freiheit, sich selbst weiter zu entwickeln, ist für mich ein ganz wichtiges Element des Glücks.

Herr Weber, vielen Dank für dieses Gespräch.